Dorfmitte in den 40er und 50er Jahren

Das Postkartenmotiv aus dem Jahr 1946 zeigt Dechant Anton Pieper vor dem Pfarrhaus. Er wirkte von 1923 bis 1947 in Westenholz. Eine Straße trägt seinen Namen. Gegenüber sieht man die 1910 erbaute Kirchschule. Sie wurde später zu Lehrerwohnungen umgebaut.

Blick Richtung Dorf

1905 entstand das heutige Gotteshaus im Stil einer Hallenkirche. Bereits im 15. Jahrhundert errichteten die Gläubigen hier eine Fachwerk-Kapelle. Mit dem Bau der ersten Steinkirche begannen sie 1715. Nach der Fertigstellung im Jahr 1728 erhielt Westenholz die Ernennung zur St. Joseph-Pfarrei.
Die Luftaufnahme zeigt die Dorfmitte in den 50er Jahren. Neben der Kirche befand sich die damalige Gaststätte Biermeier, später Beringmeier, mit zwei Scheunen. Die Westenholzer Straße (im Hintergrund) hieß Hauptstraße. Die Bebauung des Dorfes bestand nur aus einigen Geschäftshäusern. Rechts oben ist der alte Sportplatz neben dem Gasthof Lütkewitte zu erkennen, links das Haus der Polsterei Hansel mit der ersten Werkstatt.

Die Pfarrkirche

Schon länger entsprach der 1717 eingeweihte, fast 200 Jahre alte Fachwerkbau mit flacher Balkendecke nicht mehr den Ansprüchen der wachsenden Gemeinde, als am 25. April 1901 endlich der Startschuss für die Arbeiten zum Ersatz des Gotteshauses fiel. Umsichtig hatten die heimischen Gläubigen das kirchliche Bauprojekt über Monate vorbereitet. Zirka 45.000 Mark Erlös aus einer Hauskollekte in Westenholz, Hagen und Westerloh legten den Grundstock der Finanzierung. Eine Notkirche aus Tannenbrettern längs der Scheune von Gastwirt Georg Neukirch stand bereit. Der heutige Friedhof abseits des Kirchplatzes war schon 1900 eingeweiht worden. Dank guten Wetters schritten die Arbeiten zügig voran. Bereits am 2. Juli 1901 setzten Pfarrer August Dissen und Kaplan Friedrich Wern den Grundstein für die breitschiffige neogotische Hallenkirche. Mit dem Bau ging auch die Erhöhung des Turms auf jetzt 50 m einher. Diözesanbaumeister Johann Arnold Güldenpfennig lieferte die erforderlichen Entwürfe für alle Maßnahmen. Juni 1902 feierte die Gemeinde ihre erste Heilige Messe im neuen Gotteshaus. Die offizielle Weihe hingegen fand erst drei Jahre später unter Pfarrer Heinrich Maria Albert Fobbe statt. Die Leitung des Festgottesdienstes am 14. Juni 1905 übernahm Bischof Wilhelm Schneider aus Paderborn.

Die Gasthäuser Beringmeier und Lütkewitte

Der Bäcker Josef Biermeier machte sich 1889 mit 30 Morgen Land, einem Gasthof und einem Lebensmittelladen gegenüber der Kirche selbstständig. Als Rendant gab er von 1913 bis 1929 einstweilen der Spar- und Darlehnskasse ein Domizil. Bereits 1920 übernahm Sohn und Bäcker Stephan Biermeier den Familienbetrieb. Der leidenschaftliche Jäger und vielseitige Bläser im Musikverein heiratete die Schwester der Dorflehrerein Anna Meyer, die ihm fünf Kinder schenkte. In den 1940er Jahren schlug das Schicksal gleich mehrfach zu: Zunächst starb Stephan den Sekundentod, dann ihr ältester Sohn Josef im Krieg. Zwei weitere Kinder ließen Anfang Dezember 1946 bei einem Verkehrsunfall in Sande mit insgesamt fünf Westenholzer Toten ihr Leben. 1953 und damit gut drei Jahre nachdem Tochter Ruth den Bäckermeister Stefan Beringmeier aus Delbrück heiratete, gaben die jungen Leute die Landwirtschaft endgültig auf und bauten einen Festsaal. 1962 gesellte sich noch ein Supermarkt dazu. Abstelle des vorgesehenen Erben Karl-Josef, der ebenfalls bei einem Verkehrsunfall umkam, stieg der Zweitgeborene Leo 1975 in den Betrieb ein. Nach 1980 verpachtete er das Lebensmittelgeschäft, konzentrierte sich auf die Gastwirtschaft und eröffnete 1982 noch einen neuen Saal. Doch schon neun Jahre später schlossen sich bei Beringmeiers für immer die Türen.

Mit der Heirat von Hermann Heinrich Lütkewitte und Maria Zinselmeyer 1870 beginnt eine beeindruckende Familien- und Unternehmensgeschichte. In zweiter Generation führte Ludwig Lütkewitte die elterliche Gaststätte weiter, die 1928 um einen großen Festsaal samt Küchentrakt erweitert wurde. Nur fünf Jahre später richtete Konrad Lütkewitte in dritter Generation zusätzlich eine Bäckerei mit zusätzlichem Dampfbackofen ein. Nach seiner Einberufung als Soldat führte Ehefrau Elisabeth die Geschäfte ab 1940 allein weiter. Nacheinander quartierten sich zunächst Bayrische, Berliner und Hamburger Wehrmachtseinheiten im Saal ein, ehe die Möbelfirma Nolte 1942/42 dort ihr Holz einlagerte. In den folgenden zwei Jahren diente der Festsaal außerdem als Lager für polnische Kriegsgefangene, dann als Quartier der Waffen-SS. Ostern 1945 schließlich beschlagnahmten die Amerikaner das Haus und Familie Lütkewitte musste ins Schwesternaus weichen. Ab 1946 diente der Saal als Auffanglager für etliche Heimatvertriebene. Erst 1947 ging der reguläre Festbetrieb wieder los. Ein Jahr später kehrte Konrad Lütkewitte aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Sohn Hans lernte ebenfalls Bäcker, übernahm 1968 die Geschäfte und fügte 1974 ein modernes Lebensmittelgeschäft mit Selbstbedienung hinzu, das mittlerweile wieder aufgegeben wurde. Die Bäckerei ist heute verpachtet. Im Gasthof hat unterdessen mit Volker und Sandra Lütkewitte die fünfte Generation das sagen.

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